05.11.2018

Gott geht mit, tröstet und macht Mut zu Neuem - Gemeinde nimmt feierlich Abschied von der Pauluskirche


Neheim. Alle Parkplätze im Umfeld der Pauluskirche sind besetzt. Neheimer, Hüstener, Arnsberger und Sunderner sind gekommen, um feierlich Abschied von der 50 Jahre alten Paulskirche zu nehmen. Die große Gemeinde und die vielen Gäste von auswärts, die den Gottesdienst gestalten, helfen, die Trauer auszusprechen und zu tragen: Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar spielt Orgel, der Rainbow-Gospelchor singt „Amazing grace“ und andere Loblieder. Superintendent Alfred Hammer hält die Predigt. Heimische Kräfte wie der Posaunenchor unter Leitung von Dirk Beyrodt, Pfarrerin Gabriela Hirsch, Pfarrer Dr. Udo Arnoldi und die Mitglieder des Presbyteriums übernehmen tragende Rollen: Auf Predigt und Abendmahl folgt der Höhepunkt: Einzeln treten die Mitglieder des Leitungsgremiums nach vorne und tragen die Osterkerze, das Taufbecken, die Altarbibel, das Lektionar und das Abendmahlsgeschirr durch die Kirche. Pfarrerin Gabriela Hirsch hat zuvor erklärt: „Wir bergen die Prinzipalstücke in der Sakristei.“ Die Gemeinde singt zum feierlichen Auszug: „Ausgang und Eingang, Anfang und Ende liegen bei dir, Herr, füll du uns die Hände“.
„In dem Moment merkte ich, dass der Abschied wirklich wird“, erinnert sich Wolfgang Faber, der Vorsitzende des Presbyteriums, nach dem Gottesdienst. Er hat sich bei allen bedankt, die die Kirche an sichtbarer und unsichtbarer Stelle mit Leben gefüllt haben. Dass ihm persönlich der Abschied schwerfällt, hört man seiner Stimme an.

Der Abschied von einer Kirche ist schmerzlich, gab Alfred Hammer in seiner Predigt zu. „Weinen Sie, das gehört dazu“. Auch wenn wir mit der Vernunft überzeugt seien von dem, was wir tun, das Herz fühle den Schmerz. Anhand der Fluchtgeschichte von Jakob, der vor seinem Bruder flieht, den er betrogen hat, predigte Hammer über Gott, der überall ist, „da, wo Jakob ihn nicht erwartet- mitten auf dem Feld“. Deshalb: „Wenn Sie den Schlüssel in der Kirchentür umdrehen, dann bleibt Gott nicht in der Kirche eingeschlossen, sondern ist draußen bei Ihnen, wie bei Jakob auf dem Feld“.
Gott, der mitgeht und überall ist, brauche keine Kirche, folgerte der Superintendent. „Wir Menschen brauchen vertraute Orte und dazu gehören auch Kirchen. Orte, die uns erinnern an Feste und Feiern, Momente des Abschiednehmens, gemeinsamen Essens und geteilter Freude“. Die Neheimer aber müssten nicht bei „0“ anfangen, hielt er fest. „In der Christuskirche und dem Gemeindehaus werden Sie weiterhin vertraute Lieder singen, Gebete sprechen und Hoffnung erfahren“. Passend dazu gab Pfarrer Dr. Udo Arnoldi die Fahrpläne des Busses bekannt, der jeden Sonntag von Moosfelde aus Gemeindeglieder in die Christuskirche und wieder zurückbringen wird. Beherzt führte Pfarrerin Gabriela Hirsch durch die Abschiedsliturgie. In Gebeten und Liedern griff sie die einander widersprechenden Gefühle auf: das Wissen um die Unbehaustheit Gottes und die Sehnsucht der Gemeindeglieder, ihre Kirche zu behalten.
Pfarrer und Pfarrerin luden mit Mitgliedern des Presbyteriums zum letzten Mal zum Abendmahl im weiten lichtdurchfluteten Altarraum ein. Brot und Traubensaft zu teilen und Christus nahezukommen, tröstete die Gemeindeglieder. „Lass uns als Beschenkte zu Schenkenden, als Getröstete zu Tröstenden, als Gesegnete zu Segnenden werden“, betete Dr. Arnoldi zum Schluss. Eine Frau, die zu Beginn des Gottesdienstes sich fragte, was mit den Steinen der Kirche geschehen würde – „ich hab doch selbst für sie bezahlt“ - sagte am Ende aus vollem Herzen: “Ich bin froh, dass ich mir den Gottesdienst nicht habe entgehen lassen“.

Was wird aus der Kirche? Diese Frage bewegt das Presbyterium, die Gemeindeglieder und die Freunde der Kirchengemeinde. Aktuell werden unterschiedliche Möglichkeiten bedacht. Eine Hoffnung, die in den letzte Tagen Nahrung bekam, ist, dass das Kirchengebäude stehenbleiben kann und zu einem Kolumbarium, einer Ruhestätte für Urnen, umgestaltet wird. KKB

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Gott geht mit, tröstet und macht Mut zu Neuem - Gemeinde nimmt feierlich Abschied von der Pauluskirche
 

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