20.11.2018

Musik als Brücke zwischen Nationen verstehen - Posaunenchor unterwegs in Polen


Olsberg. „Dzień dobry!“ – Mit diesem polnischen Tagesgruß lebte sich der Posaunenchor der Martin-Luther-Kirche in einem weitgehend fremden Land ein. 21 Bläser und Angehörige waren eine Woche lang zu Gast in Kartuzy, der Hauptstadt der Kaschubei, westlich von Danzig.

Das erste Konzert spielte der evangelische Posaunenchor in einer katholischen Kirche im Zentrum von Kartuzy. In Polen nicht ganz selbstverständlich. Ein interessantes Detail hierbei war sicherlich die Tatsache, dass die Kirche „St. Kazimierz“ bis 1986 die evangelische „Martin-Luther-Kirche“ war.

Das sehr gut besuchte Konzert bot sowohl einen bunten Reigen durch das Repertoire des Posaunenchores als auch eine musikalische Reise durch die Jahrhunderte und über Ländergrenzen hinweg - moderiert in polnischer Sprache durch Martin Ziolkowski (Posaune).

Das Stück „Unfriede herrscht auf der Erde“ von Jofia Jasnota (Polen, 1969) bildete den ersten musikalischen Brückenschlag zwischen den deutschen Musikern und dem polnischen Publikum. Diese Verbindung wurde vom Publikum dankend angenommen und mit viel Applaus quittiert. Im Anschluss an das Konzert gab es noch einen Empfang initiiert durch den Probst der Gemeinde, wo bei Kaffee und Kuchen nicht nur das musikalische Erlebnis, sondern auch die Bedeutung Polens für Europa konstruktiv beleuchtet wurde. Der Konzertbesuch und anschließende Worte des Bürgermeisters der Stadt Kartuzy gibt Aufschluss darüber, welche Bedeutung diese ökumenische Begegnung auch für die Politik hatte.

Auf dem Besuchsprogramm stand die Stadt Danzig. Während der dreistündigen Stadtführung wurde die Stadt besichtigt und in ihre Geschichte zurückgeblickt. Da Danzig  in seiner Geschichte lange zu Deutschland gehörte, stießen die Reisenden immer wieder auf Spuren aus diesen Zeiten. Den Kontrast zwischen wunderschöner Landschaft, beeindruckenden Denkmälern und dunkler Geschichte, die häufig unter deutscher Beteiligung stattfand, findet man in Polen fast an jeder Stelle. So z.B. in der Marienburg, der größten aus Backstein gebauten Festungsanlage, die ursprünglich dem deutschen Ritterorden gehörte. Eine Rundfahrt durch die Kaschubei, mit der typischen Seenlandschaft, der „Besteigung“ des Turmbergs (329m) mit kaschubischer Musik ließ die Herzen höher schlagen. In Szymbark, einem Zentrum für Bildung und regionale Förderung, konnte man, zwischen Kuriositäten, wie dem „Haus auf dem Kopf“ oder dem „Längsten Tisch der Welt – aus einem Brett“ auch einen simulierten Luftangriff in einem Bunker erleben oder den Nachbau eines sibirisches Strafgefangenenlagers aus der Zeit nach 1939 besichtigen. Sehr interessant war auch der Besuch des Freilichtmuseums im Weitsee-Landschaftspark, wo uralte Häuser als Zeitzeugen wieder aufgebaut wurden.

Ebenso konträr erlebten die Chormitglieder den Ausflug auf die Nehrung des Frischen Haffs: einerseits der wunderschöne Ostseestrand und das Haff rund um Krynica Morska, andererseits, ein paar Kilometer weiter, als deutsches Erbe das KZ Stutthof in Sztutowo.

Umso beeindruckender ist es, wie die Menschen in Polen mit diesen Kontrasten umgehen und dabei ihre Gastfreundschaft auch oder gerade gegenüber deutschen Gästen bewahren.

Mit all diesen Eindrücken im Kopf gestaltete der Chor das abschließende Konzert in Somonino. Die Leiterin des dortigen Berufskollegs, die den Chor im Vorfeld, aber auch während der Reise, immer wieder unterstützte, hatte eingeladen.

Musikalisch wurde weiter an der Brücke zwischen den Konfessionen und Nationen gebaut. Neben klassischen Elementen ertönten Stücke der Beatles und der Comedian Harmonists und die Filmmusik „Gabriellas Song“. Als dann zum Finale die „Europa-Hymne“ gespielt wurde, erhoben sich alle Zuhörer. Die feierliche Stimmung zeigte, dass alle am Konzert Beteiligten bereit waren, die musikalisch errichtete Brücke zu betreten.

Chorleiter Horst Jerzembek bedankte sich sehr herzlich für die erlebte Gastfreundschaft: „Diese Woche gibt Hoffnung, die richtigen Schritte zur Völkerverständigung unter Einbeziehung christlicher Werte in Richtung grenzenloses Europa zusammen gehen zu können. Bilder: Posaunenchor


 
 
 
 
Musik als Brücke zwischen Nationen verstehen - Posaunenchor unterwegs in Polen
 

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