09.10.2018

Wilfried Härle, Worauf es ankommt.Ein Katechismus - Leipzig 2018 – 103 Seiten – ISBN 978-3-347-05324-7 Euro 8,00


Das Büchlein ist ein neuer Versuch, eine zeitgemäße Form eines Katechismus´ zu erarbeiten. In Anlehnung an die großen Vorbilder von Luthers Kleinem Katechismus und dem Heidelberger Katechismus ist dieses Werk gestaltet. Es umfasst nach Geleit- und Vorwort 10 Kapitel, die durch 180 Fragen und Antworten fortlaufend strukturiert sind.
Diese Textinformationen zu Schrift und Bekenntnis befinden sich jeweils auf der rechten Seite, während auf der linken Seite zusätzliche Impulse zum Thema geboten werden durch Bilder, Lieder, Gedichte oder Zitate aus der Literatur.

Der Autor ist Wilfried Härle, emeritierter Professor für systematische Theologie. In Zusammenarbeit mit den unierten evangelischen Kirchen Deutschlands wurde dieses Buch in einem längeren Diskussionsprozess entwickelt. Es wendet sich laut Klappentext (Rückseite) an Erwachsene „…, die für sich selbst Klarheit gewinnen wollen, vor allem aber auch für Gemeinde- und Religionspädagogen in Kirche und Schule.“  Dieser Katechismus versteht sich als grundlegende Hilfe zum Verständnis, worauf es im Christentum ankommt, wie es der Titel auch sagt.

Struktur
Das 1.Kapitel setzt beim Menschen an. Dieser Einstieg weckt Sympathien für das Leben, regt Nachdenklichkeit an und versucht die Einsicht zu befördern, dass die Schöpfung und alle Gaben dankbar als Geschenk zu verstehen sind. Dieser Einstieg, worauf es im Leben ankommt, wird im letzten, dem 10. Kapitel wieder aufgegriffen und mit den beiden letzten Fragen beantwortet mit Verweis auf die Trias „Glaube, Hoffnung, Liebe“ in 1. Kor 13, 13. Vom 1. bis zu dem 10. Kapitel verläuft der Gedanke über die Themen Gebote (2), Jesus Christus (3), Heiliger Geist (4), Gott als Schöpfer (5), Trinität (6), Gottes Wirken in der Welt (7), Kirche (8), der Auftrag der Kirche in der Welt (9) und die christliche Hoffnung im Angesicht des Todes (10).
Das 8. Kapitel  nimmt im Vergleich zu den übrigen den größten Raum ein. Die Kapitel 2 bis 6 und 8 behandeln traditionelles theologisches Gut und bleiben in ihren Antworten bei bewahrender Selbstvergewisserung.
Einzig im 9. Kapitel „Der Auftrag der Christen in der Welt“ deutet sich  in Frage 163 und 164 eine zaghafte Berührung mit Fragestellung der Welt an. Das aber bleibt vage.

Erläuterung zu zwei ausgewählten Kapiteln
Das 6. Kapitel befasst sich mit der Trinität (S. 53ff.). Ich muss zugeben, dass dies eines der schwierigsten theologischen Themen ist. Zwar wird in den Gottesdiensten immer genannt, welcher Sonntag nach Trinitatis angesagt ist. Aber die Reflexionen über das Thema bewegen sich heute zwischen gedanklicher Überfrachtung und Bedeutungsverlust. Wie wird dieses Thema nun in dem vorliegenden Katechismus behandelt?
Einstieg ist die Frage, wie das Verhältnis von Gott Vater und Sohn zu verstehen sei. Die Antwort ist: Einheit in Verschiedenheit. Jesus Christus zeigt das Wesen Gottes (Einheit) und bleibt doch Mensch dabei (Verschiedenheit). Gott wird erfahrbar in verschiedenen Modi. Der Heilige Geist – als dritter Modus – verhilft uns als Mittler zu dieser Einsicht. Das ist konsequent lutherisch, da wir als Menschen durch nichts in der Lage sind, etwas für unser Heil aus eigener Kraft zu tun.
Im Schlussteil geht es um die Frage nach der lebenspraktischen Bedeutung dieser Lehre. Der Autor geht von einem Menschen aus, der Gott sucht und sich fragt: Wo kann ich Gott finden und wie? Er deutet die Trinitätslehre in dem Sinn, dass in Jesus Christus das Wesen Gottes zu finden ist und der Heilige Geist diese Erkenntnis bewirkt. So sind alle drei Komponenten erfasst. Die interessierte Leserschaft möge selber entscheiden, inwiefern diese gedankliche Linie Antworten gibt für die eigene Suche bzw. auf die kritischen Fragen z.B. im Unterrichtskontext.

Das 9. Kapitel befasst sich mit dem „Auftrag der Christen in der Welt“ (S. 79-85). Der Gedanke setzt ein bei den Gelegenheiten der Glaubensübermittlung, sozusagen bei der Tankstelle. Das sind Gottesdienst, Sakramente, Segen und Gebet. Diese Sicht wird verstärkt auf S. 78 durch ein Luther-Zitat aus Anlass der Einweihung der Torgauer Schlosskirche. Im Weiteren geht es um die traditionellen Formen von persönlichem und gemeindlichem Glaubensleben, durch die Christen ihr Bekenntnis in den  gesellschaftlichen Alltag ausstrahlen. In den letzten drei Positionen (162-164) lenkt der Autor die Blickrichtung auf die gesellschaftspolitische Verantwortung von Christen im Blick auf Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Auch hier möge die interessierte Leserschaft entscheiden, ob das angesichts der Fragestellung unserer Zeit angemessen ist.

Schlussbemerkung
Dieser neue Katechismus zeichnet sich positiv aus durch eine übersichtliche Struktur, verständliche Sprache und Handlichkeit. Die jeweils links angebotenen Impulse bieten sich an für nachdenkliche Fragen und Kontroversen. Der Einstieg in das gesamte Thema wird nahe bei den menschlichen Regungen gewählt. Es sollte auch positiv erwähnt werden, dass das Büchlein zu einem erschwinglichen Preis angeboten wird und damit günstige Chancen für interessierte Abnehmer findet.

Kritisch möchte der Rezensent aber auch folgende Punkte anmerken: der gedankliche Duktus des Büchleins ist primär ausgerichtet an einem innerchristlichen Selbstgesprächs. Es weist wenig Mut auf zu einer kritischen Nachdenklichkeit mit Brüchen und Fragen über die traditionellen Grenzen hinweg. Mindestens auf den Seiten links wäre dafür ein angemessener Raum gewesen.

Wilfried Oertel
3. 10. 2018

 

 



 

 

 

 

 


 
 
 
 
Wilfried Härle, Worauf es ankommt.Ein Katechismus - Leipzig 2018 – 103 Seiten – ISBN 978-3-347-05324-7   Euro 8,00
 

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