10.01.2017

Aus Erzurum nach Meschede - Hodscha Ali Kaya seit 18 Monaten in der kurdischen Moschee


Meschede. Am Vormittag ist es leer im Foyer des kurdischen Zentrums. Mit Hodscha Ali Kaya und dem Vorsitzenden Murat Celik als Übersetzer sitze ich an einem der zahlreichen Tische. Ein Mitglied der Gemeinde macht Hausarbeit und serviert Tee. Zur Ausstattung des Foyers gehört auch eine komfortable Küchenecke mit Durchreiche und ein Billardtisch.

Ali Kaya (58) hat vor 18 Monaten seinen Dienst als Vorbeter an der kurdischen Moschee in Meschede angetreten. Davor war er zwei Jahre in Bielefeld in gleicher Funktion tätig. Er kommt aus dem ländlichen Umkreis von Erzurum, einer Großstadt in Ostanatolien.

In dieser Region hat er auch seine Ausbildung zum Vorbeter durchlaufen. Da die kurdischen Sunniten in der Türkei keine eigene theologische Ausbildungsstätte haben, lernt ein neuer Vorbeter durch die Praxis bei erfahrenen Amtskollegen. Über mehrere Jahre erstreckte sich Ali Kayas Ausbildung in wechselnden Gemeinden in Ostanatolien.

Seine Frau und drei erwachsene Kinder leben in Istanbul. Nur bei gelegentlichen Aufenthalten in der Türkei kann die Familie zusammen kommen.  

Seine regelmäßige Arbeit in der kurdischen Gemeinde betrifft die täglichen Gebete in der Moschee, das besondere Gebet mit Predigt am Freitag und den Koranunterricht mit der Jugend am Wochenende. Es gibt zudem regelmäßige Treffen mit der Frauengruppe am Sonntag, jeweils mit einem religiösen Thema. In den Ferien bietet er Koranunterricht für die Jugendlichen an. Das Zentrum an der Lagerstraße ist meistens nachmittags geöffnet. Immer finden sich Gemeindeglieder ein und auch Flüchtlinge aus der nahen Stahlmecke-Schule. Während des letzten Fastenmonats Ramadan hatte die Gemeinde mehrmals Flüchtlinge eingeladen und bewirtet. Die Verantwortlichen wollen sehr bewusst auf Jugendliche zugehen und ihnen die Türen öffnen, um sie vor den Gefahren des Drogenkonsums zu bewahren. Hodscha Kaya sieht für sich auch eine besondere Verantwortung, bei Spannungen in Familien oder unter Personen mäßigend zu wirken und zu vermitteln. Offenheit für andere Positionen gehört zu seiner Überzeugung, d.h. radikaler Islamismus hat in dieser Moschee keinen Platz.    
Zur Gemeinde gehören etwa 80 Familien. Das neue Haus bietet Platz für ca. 150 – 200 Menschen, was größere Einladungen begünstigt. Im Gegensatz zu der alten Einrichtung an der Briloner Straße kann hier auch ein separater Gebetsraum für Frauen angeboten werden. Über diese Verbesserungen freuen sich Hodscha Kaya und der Vorstand ganz besonders. Gemeinsam betonen sie die guten Kontakte zum Rathaus und zu den christlichen Gemeinden.
Ali Kaya lernt seit einigen Wochen gezielt die deutsche Sprache. Er unterstreicht damit seine Bereitschaft, sich offen und kooperativ auf die deutschen Gegebenheiten einzustellen.  

Text und Bild: Wilfried Oertel
BU:


Hodscha Ali Kaya in der kurdischen Moschee, Bild: Wilfried Oertel

 
 
 
 
Aus Erzurum nach Meschede -  Hodscha Ali Kaya seit 18 Monaten in der kurdischen Moschee
 

Kirchenkreis Arnsberg - Impressum